Ein harter Abschied – „Rostock hilft“ übergibt Transit-Unterkunft in der Industriestraße

Heute hat „Rostock hilft“ die Koordination der Notunterbringung für Transitflüchtlinge in der Industriestraße an das DRK abgegeben. Die Stadt sicherte den HelferInnen von „Rostock Hilft“ zu in Zukunft weiterhin Zugang zu den Unterkünften zu haben und den Geflüchteten in der Beratung von Einzelfällen beistehen zu können. Das Team Info und Care steht in den Startlöchern!

Montag Abend haben Freiwillige von #hrohilft, die in der Industriestraße in den vergangenen Wochen aktiv waren, und VertreterInnen der Hansestadt die aktuelle Lage besprochen: Durch die verschärften Grenzkontrollen an den schwedischen Häfen durchquerten in den vergangenen Tagen immer weniger Geflüchtete Rostock. Seit Mitte Oktober war #hrohilft für die Koordinierung der Industriestraße zuständig. Seit Ende letzter Woche war dies die einzige Zwischenstation für Weiterreisende nach Skandinavien in Rostock. Diejenigen Geflüchteten mit Pass fahren mittlerweile wieder direkt vom Bahnhof zur Fähre. Die ohne machen sich meist auf dem Landweg auf Richtung Schweden. Dadurch sank die Anzahl der Menschen, die eine Notübernachtung in Anspruch nehmen, in der letzten Woche rapide.

Im Gespräch am runden Tisch wurde die Option deutlich, dass das DRK die Koordinierung der Halle übernehmen würde. „Rostock hilft“ hat dem zugestimmt, und zwar so gestaltet, dass es eine klare Aufgabenteilung zwischen DRK und „Rostock hilft“ gibt. Das DRK übernimmt die organisatorischen Abläufe der Halle. „Rostock hilft“ hat Zugang zu der Unterbringung und kümmert sich um individuelle Anfragen und Problemlagen der Geflüchteten.

Für „Rostock hilft“ war aufgrund verschiedener Erfahrungen mit dem DRK klar, dass eine gemeinsame Führung der Halle nicht möglich sein würde. Die Arbeitsweise des DRK ist stark an Formalien und bürokratischen Erfordernissen ausgerichtet. Es gibt ganz grundsätzlich unterschiedliche Ansätze im Arbeiten:

Transparenz den Geflüchteten gegenüber steht für „Rostock hilft“ ganz oben auf der Prioritätenliste. Die Freiwilligen verstehen sich nicht als „BetreuerInnen“, sondern eher als InformationsmittlerInnen. Klar ist, dass vor uns Erwachsene, entscheidungsfähige Individuen stehen, die ihren Weg gehen.
Die DolmetscherInnen gehören bei „Rostock hilft“ selbstverständlich zum Team, beantworten eigenständig Fragen der Geflüchteten und kümmern sich um ihre Sorgen.
„Rostock hilft“ arbeitet einzelfallzentriert und lösungsorientiert. Die SupporterInnen begegnen den Geflüchteten und Asylsuchenden so weit es die Rahmenbedingungen zulassen auf Augenhöhe. Sie leben damit eine tatsächliche alternative Haltung innerhalb der Flüchtlingshilfe, die im Rahmen der klassischen staatlichen Asylpolitik kaum möglich ist. Das DRK setzt formale Anforderungen und Abläufe um.
„Schade, dass diese aus unsrer Sicht äußerst inspirierenden Wochen, die auch zeigten, was ehrenamtliches Engagement in Selbstverwaltung bewegen kann, zu Ende gehen“, so eine der freiwilligen Helferinnen. „Andererseits sehen wir eine Chance: Der fixe Rahmen, der durch die Stadt vorgegeben wird, hat uns immer wieder in unserer Arbeit blockiert. Wir hoffen, dass wir durch die vereinbarte Aufgabenteilung nun ergänzend gut für die Geflüchteten arbeiten können.“

Dass „Rostock hilft“ in den vergangenen 2 Monaten überhaupt alternative Wege der Hilfe für Geflüchtete abseits bürokratischer Wege einschlagen konnte, war der Überforderung der Stadtverwaltung als auch des DRK geschuldet. Diese hatten Schwierigkeiten mit den ständig mangelnden Unterbringungsmöglichkeiten und temporär wechselnden Bedarfen umzugehen. Die Industriehalle wurde seit Mitte Oktober von Freiwilligen von #hrohilft betrieben. Sie koordinierten den Betrieb der Busse, die Ticketvergabe, sorgten für Sauberkeit und hauswirtschaftliche Fragen. Zudem wurde in Kooperation mit der Stadt das Essen ausgegeben.
„Wir haben diese Lücke gern gefüllt, nicht weil es der Stadtverwaltung Sorgen nimmt, sondern weil wir den Menschen, die hier oder in Skandinavien Asyl suchen, helfen wollen. Wir haben gemeinsam mit der Stadt versucht bestmögliche Lösungen für Geflüchtete zu finden, bei allen Unterschiedlichkeiten in der Bewertung, was dringend und nötig ist.“, so eine der Helfenden.

„Ein wesentlicher Punkt an dem, was „Rostock hilft“ tut, ist es, den Asylsuchenden und Geflüchteten die Beratung zukommen zu lassen, die sie suchen. Es gibt so viele Einzelfälle. Mit formalisiertem Verwalten kommt man da nicht weiter. Genau das möchten wir weiter machen!“ In den kommenden Wochen wird sich wieder einmal zeigen, ob die Stadt bereit ist, ihre Versprechen zu halten. In dem Treffen am Montag Abend wurde deutlich gesagt, dass „Rostock hilft“ weiterhin Zugang zu allen Unterbringungen haben wird. Dies soll Spielraum sichern dort flexibel und dicht an den Bedürfnissen der Geflüchteten orientiert Unterstützung leisten zu können, medizinische Beratung zu vermitteln und menschliche Begegnungen zu ermöglichen. „Wir hoffen, dass die Stadt und an sie gebundene Institutionen wie das DRK sich hier wirklich l an das halten, was am runden Tisch verabredet worden ist.“

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